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Spitzengespräch mit der AOK NordWest

Uwe Primus, Tom Ackermann, Stephan Kallenberg, Iris Kröner, Petra Reichardt, Fenja Brinkmann, Franz-Josef Fischer, Heiko Althaus

Am 27. Oktober 2025 haben GdS und die AOK NordWest den schon traditionellen Dialog fortgesetzt. Für die AOK NordWest nahmen Tom Ackermann, Iris Kröner und Heiko Althaus teil, für die GdS Stephan Kallenberg, Fenja Brinkmann, Petra Reichardt, Franz-Josef Fischer und Uwe Primus.

Finanzlage bleibt angespannt – Beitragssatzerhöhung wahrscheinlich

Zunächst thematisierte die GdS die Finanzlage der GKV. Aus Sicht der AOK waren die nun angekündigten Einsparmaßnahmen der Bundesregierung zwar erwartbar, ausreichend sind sie aber nicht. Besonders kritisch sieht der Vorstand der AOK die Einschnitte im sächlichen Verwaltungskostenbereich sowie den zu geringen Ausgleich bei den Krankenhauskosten. Obwohl die AOK NordWest ihre Mindestreserve im Unterschied zu anderen Kassen bereits aufgefüllt hat, ist eine Beitragssatzanpassung zu Beginn des Jahres 2026 nach Einschätzung der Kasse eher wahrscheinlich. Die Kostenentwicklung lasse da wenig Spielraum. Von einer nachhaltigen Stabilisierung der Finanzen, wie sie die AOKs und die GdS seit Langem einfordern, kann noch keine Rede sein.

Tarifverhandlungen: Spagat zwischen Finanznot und Fachkräftemangel

Ein zentrales Thema des Gespräches war der Ausblick auf die anstehenden Vergütungstarifverhandlungen. Aus Sicht der AOK NordWest wäre angesichts der schwierigen Finanzsituation ein maßvoller Abschluss hilfreich. Der Ausgangspunkt für die GdS bleibt aber die Erwartungshaltung der Beschäftigten. Beide Seiten waren sich einig, dass es der Fachkräftemangel und die weiterhin spürbare Inflation unausweichlich machen, insbesondere auch für die Kolleginnen und Kollegen einen tragfähigen Abschluss zu erzielen. Diese Einigkeit ist ein wichtiges Signal: Trotz aller Sparnotwendigkeiten darf die Wertschätzung der Beschäftigten nicht auf der Strecke bleiben. Die Gewinnung und Bindung von Fachkräften bleibt eine zentrale Herausforderung, die nur mit fairen Arbeitsbedingungen und einer angemessenen Vergütung zu bewältigen ist.

Standortschließungen: GdS hakt kritisch nach

Ein Schwerpunkt des Gespräches war die aktuell laufende Reduzierung der Standorte der AOK NordWest. Die Schließung und Zusammenlegung von Standorten ist aus Sicht der AOK zwingend notwendig. Hintergrund ist unter anderem die hohe Homeoffice-Quote, die zu einem deutlichen Leerstand in den Büroräumen geführt hat. Immobilien müssten deshalb verkauft oder abgemietet werden.

Sozialverträglichkeit zugesichert – aber wie wird sie umgesetzt?

Die AOK NordWest hat auf Nachfrage der GdS deutlich gemacht, dass dieser Prozess sozialverträglich auf Basis der gültigen Tarifregelungen erfolgen wird. Es handele sich keinesfalls um ein Personalabbauprogramm, bei dem Kolleginnen und Kollegen bewusst unzumutbare neue Beschäftigungsorte angeboten werden, um sie dann per Abfindung aus der AOK zu drängen. Das ist eine klare und richtige Ansage. Zudem machte die AOK deutlich, dass die zentralen Entscheidungen über die Standorte, aber auch über die Angebote für neue Beschäftigungsorte und den Umgang mit Härtefällen zentral gesteuert werden. Ziel sei es, sicherzustellen, dass alle Kolleginnen und Kollegen auf Basis gleicher Regelungen fair und möglichst arbeitsplatzerhaltend behandelt werden. Wir werden ein Auge darauf haben!

Dienststellenstruktur: Fragen bleiben offen

Bewusst angesprochen haben wir auch, ob die Neuzusammensetzung der Dienststellen auch zu einer Änderung der Dienststellenstruktur und damit zu einer anderen Leitungsstruktur führen soll. Die Arbeitgeberseite sieht dies aktuell nicht, hält es aber für denkbar, dass dieser Schritt zu einem späteren Zeitpunkt notwendig wird. Hier gilt es also abzuwarten.

Ausbildung in der neuen Struktur: Bedenken bleiben

Bedenken der Kolleginnen und Kollegen, die sich fragen, wie in der dezentralen Struktur zukünftig die Ausbildung funktionieren soll, haben wir ebenfalls platziert. Die Arbeitgeberseite verwies darauf, dass aktuell eine erheblich höhere Anzahl an Bewerbungen vorliegt, als es Ausbildungsplätze geben wird. Man geht deshalb davon aus, ausreichend Auszubildende zu finden und die Ausbildung sowohl vor Ort dezentral als auch zentral in Präsenz gut umsetzen zu können. Auch das werden wir aufmerksam verfolgen. Gerade die duale Ausbildung lebt von der Betreuung vor Ort – hier darf die Qualität nicht leiden.

Gebäudereinigung: Qualität muss stimmen

Das gilt auch für die Reinigung in den Räumlichkeiten der AOK NordWest. Die in diesem Punkt bestehenden Defizite und Beschwerden haben wir deshalb auch beim Vorstand platziert. Aus Sicht der GdS sollte bei zukünftigen Ausschreibungen der Reinigungsleistungen nicht immer das billigste Angebot genommen werden, sondern das insgesamt günstigste, was auch eine gute Qualität der Reinigung gewährleistet. Die AOK NordWest verwies darauf, dass der Preis ein entscheidender Faktor sei. Einigkeit bestand jedoch darin, dass Dienstleister, mit deren Leistung man unzufrieden ist, bei der nächsten Ausschreibung nicht mehr zum Zug kommen sollten. Die Arbeitsbedingungen der Reinigungskräfte hängen direkt mit der Qualität der Ausschreibungen zusammen. Hier gilt es, wachsam zu bleiben und auf faire Bedingungen zu achten.

Fazit

Es war ein guter, sachlicher Austausch, den beide Seiten auch in Zukunft fortsetzen werden.

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